Menschen und Hunde leben schon sehr, sehr lange miteinander. Trotzdem ist der Mensch immer noch über viele Hundeaktionen und -reaktionen im Irrtum ! Mit den folgenden Zeilen und freundlicher Genehmigung der Autorin (Georgia Laios = http://www.dog-snake.de) möchten wir helfen, wenigstens einige dieser Irrtümer zu korrigieren! |
IRRTUM 1 - Der Hund wedelt mit dem Schwanz - der freut sich! |
Viele Menschen sind davon überzeugt, dass ein Hund, der mit dem Schwanz
wedelt, sich freut und nichts anderes. Sätze wie "guck mal, der ist lieb,
der wedelt mit dem Schwanz" höre ich nur zu oft. Leider... Natürlich wedelt ein Hund auch mit dem Schwanz, wenn er sich freut, aber nicht nur. Es kommt immer auf die Situation an und vor allem muss man auch die gesamte Körpersprache des Hundes betrachten, denn Schwanzwedeln kann sehr unterschiedlich aussehen. Es gibt unsicheres Wedeln, angespanntes Wedeln, ängstliches Wedeln, imponierendes Wedeln usw. Grundsätzlich gilt, dass Wedeln Aufregung und Handlungsbereitschaft bedeutet! Der Hund ist bereit etwas zu tun und das heißt nicht zwingend, er ist bereit, z.B. den Menschen freudig zu begrüßen. Das kann heißen, er ist bereit zu jagen, zu drohen, zu imponieren, zu beschwichtigen usw. Dabei wird auch Geruch verteilt. Man muss auch beachten, in welcher Stellung sich die Rute befindet und wie sie sich bewegt, langsam, schnell, seitlich etc. Weiter ist dann auch wie schon erwähnt, die gesamte Körpersprache des Hundes mit einzubeziehen. |
IRRTUM 2 - Das Nackenschütteln als artgerechte Bestrafung |
Sehr oft hört man leider auch, dass man einen Hund bestrafen soll, in dem
man ihn im Nacken packt und hin- und her schüttelt, das würde die
Mutterhündin auch mit ihren Welpen tun. Fakt ist, dass eine Hundemutter niemals ihre Welpen im Nacken packt und schüttelt. Sie packt zwar ihre Welpen im Nacken, aber allenfalls, um sie zu tragen. Niemals um sie zu schütteln, denn im Nacken packen und schütteln bedeutet "ich töte dich". Das ist ein Beuteverhalten, sowohl bei Hunden, als auch bei Wölfen. Beute wird im Nacken gepackt, um ihnen das Genick zu brechen bzw. um sie tot zu schütteln. So eine "Bestrafung" kann kein Hund verstehen! Man erreicht nur, dass das Vertrauensverhältnis zwischen dem Hund und seinem Menschen total zerstört wird und zurück bleibt wahrscheinlich ein total verängstigter und verstörter Hund. Vielleicht sogar ein aggressiver Hund, der sich wehrt, um sein Leben zu schützen. Man kann bei Welpen untereinander manchmal leichte Ansätze von Nackenschüttlern erkennen, aber nur in Spielsequenzen. Es werden Bewegungsabläufe geübt, einzelne Sequenzen von Beutefang und jagen. |
IRRTUM 3 - Das Anspringen - der Hund ist nicht erzogen |
Wenn ein Hund einen Menschen anspringt, heißt es meist "der ist nicht
erzogen" oder gar "der ist dominant". Oft ist es ja so, dass ein kleiner Hund oder sogar Welpe an einem Menschen hochspringt und dafür belohnt und bestätigt werden, man spricht mit ihnen, man findet das süß! Nur wenn der Hund dann mal größer geworden ist, dann wird geschimpft, obwohl er sonst immer dafür belohnt wurde. Und gar zu behaupten der Hund sei dominant, ist eigentlich ganz fatal, denn Hunde springen an Menschen hoch, um an ihre Mundwinkel zu kommen, um sie zu bei der Begrüßung zum Beispiel zu lecken. Denn das ist eine Unterwerfungsgeste, genau das Gegenteil eines Dominanzverhaltens. Das Hochspringen ist ein hundetypisches Verhalten. Der Hund macht in guter Absicht eine Unterwerfungsgeste, die vom Menschen falsch verstanden wird. Und da der Menschenmund nicht so einfach wie ein Hundemund zu erreichen ist, springt der Hund hoch. Als Alternative kann man dem Hund auch beibringen, an der Hand zu lecken. Wenn der Mensch dann anfängt, den Hund für das Springen anzuschreien, desto mehr versucht der Hund zu springen, denn er möchte den wütenden Menschen beschwichtigen und so beginnt ein Teufelskreis. |
IRRTUM 4 - Der Hund frisst Gras, bald regnet es |
So sagt eine alte Bauernregel. Klar regnet es, aber wann? Irgendwann wird
es schon so sein, aber der Gras fressende Hund hat keine Schuld daran. Tatsächlich fressen Hunde Gras, aber unter anderem deshalb, weil es ihnen schmeckt! Aber meist fressen sie Gras, weil es den Stoffwechsel und den Ausscheidungsprozess anregt. Sie lösen damit evtl. kleine Verdauungsprobleme. Grashalme wickeln sich um spitze und unverdauliche Dinge im Magen und so werden diese Dinge mit Hilfe des Grases nach außen gebracht. Durch das Gras wird die Magensäure angeregt und Nahrung kann besser zersetzt und ausgeschieden werden. Reicht die Magensäure dazu nicht aus, werden diese Dinge mitsamt dem Gras erbrochen. Das ist eine Selbstregulierung des Körpers und danach ist meist der Säurehaushalt im Magen wieder ausgeglichen. |
IRRTUM 5 - Der Hund muss zuerst weggucken |
Warum machen Menschen solche Machtspielchen? In dem sie einem Hund starr
in die Augen blicken, bedrohen sie ihn. Warum sollte man das tun, das
Anstarren und Fixieren ist unter Hunden eine Drohgebärde, guckt der Hund
dann weg, beschwichtigt er den Menschen. Aber es gibt auch Hunde, die
machen das Spielchen mit und legen sich dann mit dem Menschen an und ich
weiß nicht, ob das so sinnvoll ist... Des ist nicht zu verwechseln mit normalem Blickkontakt, der immer nur Sekundenweise und mit einem anderen Gesichtsausdruck ist. |
IRRTUM 6 - Wölfe heulen nur bei Vollmond |
Wölfe heulen nicht nur bei Vollmond und suchen sich natürlich nicht einen
schönen Felsen auf dem sie stehen, um im Hintergrund den Vollmond zu
haben, damit wir Menschen tolle Bilder von ihnen machen können ;-) Wölfe heulen zu jeder beliebigen Tageszeit und an jedem beliebigen Ort, denn so kommunizieren sie miteinander. Bellen tun sie fast gar nicht, auch eins von vielen Irrtümern. Sie bellen nur in Ausnahme- oder Notsituationen. Wölfe heulen zum Beispiel, um fremden Wolfsrudeln ihr Revier mitzuteilen oder um eigene Rudelmitglieder zu rufen und ihnen ihre Ortslage zu nennen. Sie heulen, um sich auf die Jagd einzustimmen oder einfach nur im Rudel alle zusammen im Chor. Das ist wie eine Zeremonie, eine freundlich Atmosphäre untereinander. Es stärkt die Bindung untereinander. |
IRRTUM 7 - Der hat doch Welpenschutz |
Wie oft hab ich das schon erlebt, da kommen Leute mit ihrem Welpen freudig
zu mir und meinen Hunden, weil ihr Welpe muss ja jeden Hund begrüßen, mit
ihm spielen und alle kennen lernen, da passiert ja auch nix, denn der hat
ja eh Welpenschutz! Nun ist es aber so, dass dieser so genannte Welpenschutz in dem Sinne NICHT existiert. Er existiert schon und zwar im eigenen Rudel, also unter den eigenen Hunden oder bei der Mutterhündin und den Geschwistern, aber nicht bei fremden Hunden! Es gibt es auch viele Hunde, die gar keine Welpen mögen und sogar total von ihnen genervt sind, genau wie es für alte oder kranke Hunde die Schmerzen haben, sehr unangenehm ist, wenn da so ein junger Spund an ihnen herumziept und auf ihnen rumtrampelt und sie anrempelt. Andere können total aggressiv auf Welpen reagieren und das kann teilweise böse enden. So eine Erfahrung sollte man dem Welpen auch ersparen. |
IRRTUM 8- Aufreiten hat immer einen sexuellen Hintergrund |
Aufreiten ist immer ein Zeichen für Sexualität. Falsch! Natürlich kann Aufreiten sexuell motiviert sein, aber bei weitem nicht immer. Meist ist es ein Machtgehabe und der aufreitende Hund will einem anderen seine Stärke und seine Macht demonstrieren. So wird im Rudel auch die Rangfolge geklärt, darum ist es (wenn es nicht überhand nimmt) nicht sinnvoll, es bei anderen im Rudel zu verbieten. Absolut verboten sollte es allerdings für jeden Hund sein, bei Menschen aufzureiten, denn dieser ist immer der Rudelführer. Aufreiten kann auch Stress bedeuten, hat ein Hund Stress, fängt er an bei Hunden oder auch Menschen und Gegenständen aufzureiten. |
IRRTUM 9 - Der Hund gähnt, der ist aber müde |
Warum ein Mensch gähnt, wurde bis heute noch nicht sicher erforscht. Bei Hunden kann Gähnen mehrere Ursachen haben. Ein Hund kann Gähnen, um sein Wohlbefinden auszudrücken. Weiter gehört es auch zu den Beschwichtigungssignalen, um sein Gegenüber zu besänftigen. Außerdem kann es auch eine Übersprungshandlung sein, wenn er sich zum Beispiel unsicher fühlt. Und es kann auch ein Konfliktsignal sein, was zum Beispiel ganz wichtig beim Training ist, wenn ein Hund gähnt, hören viel auf zu trainieren, denn der Hund beschwichtigt und ist gestresst, dies ist auch ein Irrtum, denn der Hund ist in einer Konfliktsituation, das ist ein Fortschritt. Beispiel: Ein Hund ist aggressiv gegenüber anderen Hunden, nun trainiert man, es kommt ein anderer Hund vorbei, der Hund soll zum Beispiel lernen, seine Bezugsperson anzusehen, anstatt den anderen Hund anzubellen. Der Hund steht jetzt da und gähnt. Er befindet sich im Konflikt, er bellt den Hund nicht an und er schaut auch seinen Besitzer nicht an, aber es findet ein Prozess in ihm statt, er muss sich entscheiden und es findet ein Lernvorgang statt. Und das ist positiv. |
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